Skandal auf der Vernissage …
„Evelyn Kramer, Daniel Mondheim,“ stelle ich die beiden einander vor, und wende mich dann dem blässlichen Mann mit der Adlernase und den langen Haaren zu, den sie mitgeschleift hat. „Sie sind wahrscheinlich Raimund Sahm? Es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen, und ich bin schon unheimlich gespannt auf Ihre Bilder.“
Schwarzmalerei und Wut
Das stimmt; ja, so war es. Bisher. „Ja – immer in der sicheren Überzeugung, und wenn er sich noch so beschissen benimmt, es gibt immer genug andere, die draußen herumlaufen und nur darauf warten, von uns getestet zu werden.“ „Und du hast dich jetzt festgelegt,“ konstatiert sie. „Wann gedenkst du eigentlich, mir das Wundertier einmal persönlich vorzustellen?“
Spiele unter dem Tisch
Ich lege die Handflächen um sein Gesicht, ziehe ihn hoch, auf mich. „Danke,“ flüstere ich. „Wofür?“ fragt er. „Für die Kugeln – oder dafür, dass ich diese kleinen dunklen eifersüchtigen Wolken vertrieben habe?“
Er hat es mitbekommen; um Himmelswillen – er hat es gemerkt, wie beschränkt ich bin, wie kleinlich, wie selbstsüchtig. Ich schäme mich.
Liebeskugeln
Sie zieht geräuschvoll die Luft ein. „Menschenskind! Hast du etwa die Seiten gewechselt?“
„In den meisten von uns stecken doch beide Neigungen,“ bemerke ich leichthin.
„Und deshalb bist du schnurstracks zur Sub geworden?“ empört sie sich. „Das kannst du mir nicht erzählen!“
Er ist kein Sub …
„Lass es mich einmal ganz knapp und brutal zusammenfassen. Ich liebe sie nicht. Nicht mehr; schon seit vielen Jahren nicht mehr. Da war einmal etwas zwischen uns, und es war stark genug, mich auf meinen Weg zu bringen, weil sie davon geträumt hat. Was sie nicht wusste, was ich nicht wusste war, dass jeder Schritt auf diesem Weg mich weiter von ihr entfernt hat. Aber wir sind eine Zweckgemeinschaft, und manchmal bindet das noch mehr als Gefühle. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich mich daraus lösen kann.“
Eine schmutzige Welt
Ich komme erst wieder zu mir, als er mich längst losgemacht, mir die Maske abgenommen hat und mich festhält, den zitternden Aufruhr meines Körpers an sich presst, meine Haare, meine Stirn, meine Wangen mit Küssen überhäuft. Er muss beinahe mein gesamtes Gewicht halten; ich kann kaum stehen.
Auf meinem Rücken ist ein Vulkan ausgebrochen und ergießt unaufhörlich seine Lava.