Mistress Sheila Teil 2

10. Juli 2009

Wir verstanden uns auf Anhieb hervorragend, und sie hielt sich auch gar nicht erst lange mit allgemeiner Konversation auf, sondern kam gleich zur Sache.
Wobei sie übrigens ganz großzügig meine sprachlichen Schwierigkeiten übersah; ab und zu fehlte mir dann doch die richtige englische Vokabel und ich musste die Dinge umschreiben, was eine Unterhaltung für beide Seiten ganz schön mühsam machen kann, doch sie wirkte nicht ungeduldig.

Selbst meine vielen Wochen in England haben es leider noch nicht geschafft, dass ich auf Englisch reden kann, wie mir der Schnabel gewachsen kann, auch wenn ich mittlerweile meistens schon in Englisch denke.
Sie erklärte mir, dass sie ganz dringend eine Kollegin suche, an die sie allerdings gewisse Ansprüche habe.
Es dürfe keine Jungdomina sein; sie wolle unbedingt eine dominante Frau in einem gewissen Alter und mit viel Erfahrung. Außerdem habe sie nicht vor, diese Kollegin zu ihrer Nachfolgerin zu erziehen, denn sie plane nicht, sich so bald aus dem SM Studio zurückzuziehen.
Ebenfalls sei es nicht möglich, dass diese Kollegin sich die ganze Zeit im Dominastudio aufhalte; sie habe ein paar Sklaven, die eine ganz spezielle Behandlung erforderten, wozu sie alleine sein müsse.
Allerdings gäbe es ein paar andere Sklaven, die schon lange davon träumten, einmal zwei Herrinnen gleichzeitig dienen zu können, und im übrigen soviel Zulauf, dass sie schon einige Sklaven ablehnen oder für mehrere Wochen vertrösten müsse, so dass ganz bestimmt genügend zu tun sei für diese neue Kollegin.
Für mich selbst fasste ich es so zusammen: Sie wollte keine echte Kollegin, sondern praktisch eine Angestellte, die auf Anweisungen hörte, aber ohne die Sicherheit eines festen Jobs, und kam beziehungsweise weg blieb genau so, wie sie, die Herrin, Mistress Sheila, das beschlossen hatte.
Das klang natürlich erst einmal nicht sonderlich verlockend.
Andererseits, was hatte ich mir denn vorgestellt? Dass sie mich an ihre Brust drücken und mir gleich die Hälfte ihres Studios überschreiben würde?
Wenn man irgendwo neu ist, muss man klein anfangen. Und genau dazu war ich ja auch bereit. 
So schlecht waren die Bedingungen gar nicht. Ich hatte ja ohnehin weder zeit, noch Lust, ständig im Studio herumzuhängen, hatte also keine Vollzeittätigkeit im Auge und erst recht nicht die heimliche oder offene Übernahme des Dominastudios, ich war von den Zeiten her flexibel – und was die mangelnde Sicherheit als freiberufliche „Kollegin“ anging, so war ich das gewohnt.
Und gerade während einer Wirtschaftskrise ist man ja letztlich als Angestellter auch nicht viel mehr abgesichert und kann jeden Tag auf der Straße stehen. Soviel unsicherer ist da das Leben als Freiberufler gar nicht.
Es fehlt nur die soziale Absicherung, wenn man ins Leere fällt; aber mein Sicherheitsnetz wäre ja Phil.
Je mehr ich darüber nachdachte, was Mistress Sheila mir da für ein knallhartes, wenn auch seidenweich umschriebenes Angebot machte, während sie nett weiter plauderte und mich dabei scharf beobachtete, desto besser gefiel es mir.
Und so kam es zu etwas, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte, denn ich hatte unser erstes Treffen nur als eine Art Vorgespräch aufgefasst, nach dem man weitersehen würde – wir wurden uns sofort handelseinig und beschlossen, dass ich bereits in der nächsten Woche bei ihr anfangen könne.
Natürlich sollte das erst einmal nur zur Probe sein; es konnte ja immer noch sein, dass wir im praktischen Alltag in einem Domina Studio gar nicht miteinander auskamen, dass sie mich nicht mochte oder ich die Arbeit nicht mochte.
Wenn das jedoch gut lief, das stand fest, dann war ich anschließend als Domina in ihrem Studio fest bestallt.
Mit reichlich gemischten Gefühlen machte ich mich auf den Heimweg.
Einerseits freute ich mich riesig, dass es so schnell und so unerwartet gut geklappt hatte, und Mistress Sheila, die ich einfach nur Sheila hatte nennen sollen, war mir auch gleich sympathisch gewesen.
Andererseits hatte ich schon etwas Muffensausen vor diesem Neuanfang in seiner so völlig unerwarteten Richtung.
Ob ich das wirklich schaffen würde?
Mir war schon klar, die Arbeit in einem SM Studio ist etwas anderes, etwas ganz, ganz anderes eine private Sklavenerziehung zum eigenen Vergnügen mit Männern, in die man verliebt ist.
Ein bisschen Bedenken wegen Phil hatte ich auch noch; die Sache mit seiner Eifersucht konnte gar nicht so einfach lösbar sein, wie es schien. Das würde bestimmt noch irgendwann zu Problemen führen
Aber auf jeden Fall hatte ich nicht vor, diese Chance auszuschlagen, die ich da gerade bekommen hatte. Und alles andere musste man ohnehin sehen, da konnte man vorher zwar lange grübeln, aber ohne Ergebnis.
I’ll cross that bridge when I get to it. Although it’s more than only one bridge …
In diesem Sinne – au revoir, bis zum nächsten Mal.


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