Auf dem Holzweg

6. Januar 2011

In dieser Situation, in der ich James beschimpft hatte, hatte ich ein paar ganz entscheidende Dinge entdeckt. Er besaß Humor und konnte sich auch mal selbst auf die Schippe nehmen. Er wurde anders als die meisten anderen Leute nicht sauer, wenn man ihm Kontra bot. Und es gab da etwas in ihm, das ganz weich und nachgiebig war.
Etwas, das überhaupt nichts dagegen einzuwenden hatte, wenn jemand ihm gegenüber energisch wurde, sogar beleidigend.

Zunächst war ich mir gar nicht so ganz sicher, ob es nicht vielleicht nur ein einmaliger Vorfall gewesen war, diese Sache, wo mir der Kragen geplatzt war. Ich beschloss, es einfach auszuprobieren.
Als ich bei nächster Gelegenheit wieder einmal mit James zu tun hatte, bemühte ich mich darum, nicht ganz dienstleistungsmäßig aufzutreten. Die Realität der gegebenen Verhältnisse machte mich zwar auch als Freiberufler im Prinzip zu seiner Untergebenen – aber aus der Art, wie ich ihn dabei behandelte, konnte man das nun ganz bestimmt nicht mehr herauslesen.
Inzwischen war meine Position in der Firma gefestigt genug – selbst wenn das zu Krach mit James führte, würde ich mich irgendwie herauswinden können. Ich musste schließlich ja lediglich in meinem Tonfall den Rückzug antreten.
Ich konnte sehen, wie in James‘ Augen etwas aufblitzte, als ich so bestimmt und bestimmend mit ihm sprach. Ruhig hielt ich seinem Blick stand. Und hatte die große Genugtuung, dass er nach einer Weile den seinen senkte.
Allerdings nicht ohne dass ich in seinen Augen genau das sehen konnte, worauf ich gewartet hatte – das Nachgeben.
Nachgeben ist ein sehr schwaches Wort für das, was dabei wirklich passiert, wenn eine dominante Frau einem devoten Mann einen Befehl gibt, und er sich entschließt, diesen Befehl zu befolgen. Es ist das, was für eine Domina dieses ganz bestimmte Prickeln auslöst, dass bei BDSM den größten Reiz ausmacht.
Je schwerer es dem devoten Mann fällt, zu diesem Punkt zu kommen, desto größer ist der Triumph, wenn er es dann doch tut.
Und dass James niemand war, der sich von einer Frau durch die Gegend scheuchen ließ, das stand schon mal fest. Ich hatte ihn auch bei einer Gelegenheit mit seiner Frau gesehen, bei einem ganz zufälligen Treffen, und es war sofort ersichtlich gewesen, in dieser Ehe hatte er die Hosen an.
Vielleicht jedoch, so überlegte ich mehr und mehr, war das einer der Gründe dafür, warum er weder in dieser Ehe, noch in seinem Leben glücklich war. Dass er beides nicht wahr, das hatte ich schon längst gespürt.
Aber sagen wir es mal so – wer ist schon wirklich glücklich? Dass wir Kompromisse eingehen, und wenn schon nicht unglücklich sind in unserem leben, dann doch auch ganz bestimmt nicht das Gegenteil davon, nämlich glücklich, das ist so normal, dass viele Menschen es schon aufgegeben haben, nach den Ursachen zu fragen.
Bei James spürte ich aber nicht nur diese vage allgemeine Unzufriedenheit, wie sie jeder kennt, sondern noch etwas anderes. Das, was man nur bei einem Menschen spürt, der mit seinem Leben zumindest in gewisser Hinsicht in der völlig falschen Richtung unterwegs ist.
Genau das vermutete ich bei James; ohne dass ich zu diesem Zeitpunkt nun so genau hätte sagen können, was es denn konkret war, das in seinem Leben schief lief. Ich meine, jemand, der mal Priester werden wollte und dann in der Pornobranche gelandet ist – unter diesen Umständen gibt es unzählige Ansatzpunkte.
Dass es ausgerechnet der Sex sein würde, wo James mit seiner arroganten, bestimmenden Art auf dem Holzweg war, das begann ich zu diesem Zeitpunkt gerade mal erst zu ahnen. Einen starken Anhaltspunkt dafür, dass ich damit richtig lag, bekam ich bei unserem ersten Kuss.


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