Zwangsehe – Teil II

12. Juni 2009

„Wollen wir nicht erst einmal das Schloss besichtigen?“ fragte nun der Prinz. Ihm ging ebenfalls alles viel zu schnell.

Jana zu sehen, eine so schöne Frau, das hatte ihn zwar ein wenig mit dem Schicksal versöhnt, das sein Vater ihm auferlegt hatte. Dennoch war ihm das Herz schwer bei dem Gedanken daran, seine Heimat so bald verlassen zu müssen, und dann noch ohne die prunkvolle Feier, die er sich immer für seine Hochzeit vorgestellt hatte.

Die Prinzessin hob die sanft geschwungenen Augenbrauen. „Ich sehe eigentlich keinen Grund dazu. Aber wenn es dir Vergnügen macht – bitte.“

Höflich, jedoch eher geistesabwesend lauschte sie den Erklärungen des Prinzen während des Rundgangs. Einzig bei der Besichtigung einer seltsamen Skulptur im Schlosshof, direkt neben dem Brunnen, schien etwas wie Interesse in ihren Augen aufzublitzen. Ausgerechnet insofern konnte der Prinz ihr jedoch nicht das Geringste sagen.

Der König hatte sich entschuldigt. „Bestellt Euren Ratgebern meine ehrerbietigsten Grüße,“ hatte sie sich von ihm verabschiedet, und, ertappt, war er tief errötet. Natürlich beabsichtigte er, umgehend mit seinem Beraterstab Rücksprache zu nehmen. Völlig überfordert fühlte er sich von dieser zielstrebigen Person.

Viel schneller als erhofft waren die jungen Leute zurück.

„Vater, Jana möchte wissen, was es mit dieser seltsamen Skulptur im Hof auf sich hat,“ erklärte der Prinz. „Ich erinnere mich, dass auch ich danach oft gefragt habe; doch du hast mir nie eine Antwort gegeben.“

„Ich wüsste auch nicht, was dich das angeht,“ entgegnete der König scharf.

„Nun, so wichtig ist es nicht,“ bemerkte die Prinzessin beschwichtigend. „Ich kenne nur ähnliche Skulpturen aus einem fernen Land, das ich einmal mit meiner Tante zusammen besucht habe. Sie erzählte mir, es gebe einen Zauberer mit Namen Ogiras, der Menschen in solche Steingebilde verwandeln könne. Aber das ist wohl nur ein Märchen.“

„Allerdings ist das nur ein Märchen,“ sagte der König bestimmt und versuchte, sein Erschrecken zu verbergen.

„Seltsam ist nur,“ ergänzte die Prinzessin, „dass es diesen Zauberer Ogiras tatsächlich gab. Und soweit ich weiß, hat er sogar einmal ein paar Jahre lang an diesem Hof geweilt.“

„Ja – war das nicht zu der Zeit, als eine unserer Mägde unter so merkwürdigen Umständen verschwunden ist?“ mischte sich der Prinz ein. „Mutter hatte mir früher einmal davon erzählt.“

„Ach, alles Unsinn,“ knurrte der König. „Weibertratsch und Lügen!“

Der Prinz straffte seine Schultern. „Mutter hat mich gewiss nicht belogen! Die Geschichte der verschwundenen Magd wird noch heute unter unseren Dienstboten erzählt. Sie hatte gerade ein Kind bekommen, ein Mädchen, und sollte mit Schimpf und Schande davongejagt werden. Statt dessen ist sie einfach geflohen und hat ihr Kind zurückgelassen – einen hilflosen Säugling. Das zeigt ja bereits, was für eine verantwortungslose Frau sie gewesen sein muss. Und war es nicht so, dass der Zauberer sich des Mädchens angenommen hat?“

Böse hatten die Augen des Königs sich zusammengezogen. „Richtig ist allein, dass dieser ehrlose Geselle von einem Zauberer meinen Hof von einem Tag auf den anderen verlassen hat. Mehr weiß ich nicht, und mehr will ich auch gar nicht wissen.“

„Dann lassen wir doch dieses unangenehme Thema ruhen,“ meldete die Prinzessin sich wieder zu Wort, „und widmen uns wieder dem, was uns alle weit mehr beschäftigt – der Hochzeit. Ich nehme an, es ist nun alles vorbereitet?“


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