Zwangsehe – Teil I

5. Juni 2009

So, heute gibt es endlich mal wieder eine meiner Geschichten; wie ihr es von mir kennt, ist sie eher hinterlistig und gemein als erotisch.

Ich muss momentan so viel nachdenken über Phil und mich und meine Zukunft hier in England, dass ich etwas Ablenkung gut gebrauchen kann. Ich hoffe, die Geschichte gefällt euch. Und hier ist sie:

+++

„Warum sollte ich so eine alte, verschrumpelte Kuh heiraten?“ Aufgeregt lief der Prinz im Thronsaal hin und her. „Heinrich, sie ist nur fünf Jahre älter als du,“ seufzte der König. „Eben, eben!“ „Und außerdem,“ fuhr der König fort, „hast du sie noch nicht einmal gesehen.“

„Das ist ja noch schlimmer,“ erregte sich der Prinz. „Eine Frau heiraten, die fünf Jahre älter ist als ich, und die ich noch nie im Leben gesehen habe! Wer weiß, was das für eine Schreckschraube ist. Weshalb sollte man sie sonst auf diese Weise verheiraten müssen?“

Müde ließ der König den Kopf in die aufgestützten Hände sinken. Sein Jüngster war starrsinnig wie immer. „Heinrich, du wirst es nie verstehen, was ein Leben mit diesen besonderen Pflichten bedeutet. Es geht nicht danach, was du gerne möchtest, sondern danach, was für den Staat als Ganzes am besten ist.“

„Staatsräson nennt man das auch,“ ließ sich auf einmal eine hellere Stimme vernehmen. Unbemerkt von den beiden Männern, hatten die Türsteher eine junge Dame eintreten lassen. Das musste die Prinzessin sein, auf die sie warteten.

Beide erstarrten; fragten sich beschämt, wie viel von der vorausgegangenen Konversation deren Gegenstand wohl mitbekommen hatte.

Der König erholte sich als erstes, stand auf und ging mit ausgestreckten Armen auf sie zu. „Prinzessin Jana, ich freue mich sehr, dich heute hier begrüßen zu dürfen.“ Statt seine Hände zu ergreifen, versank sie in einem tiefen Knicks. „Mein König – lasst mich meiner Dankbarkeit darüber Ausdruck geben, dass Ihr mich so überaus freundlich empfangt.“

Nervös biss der König auf seiner Unterlippe. Er wurde das Gefühl nicht los, dass die Prinzessin sich über ihn lustig machte. Hoffentlich würde er nicht für das ungezähmte Temperament seines Sohnes bezahlen müssen. Der ihnen beiden jetzt demonstrativ den Rücken zukehrte.

Womit er einiges versäumte. Jana war von wirklich außergewöhnlicher Schönheit. Niemand, der sie sah, würde sie für älter als den Prinzen halten; allenfalls für erheblich jünger.

Irgendwie erinnerte sie ihn auch an jemanden. Wem sie wohl ähnlich sah? Es musste jemand sein, den er vor langer, langer Zeit getroffen hatte; denn er konnte sich beim besten Willen nicht mehr erinnern.

„Du bist ohne die Ratgeber deines Vaters gekommen?“ fragte er die Prinzessin, um von seinem Unbehagen abzulenken.

Elegant erhob sie sich und lächelte. „Mein König, in unserem Land gibt es keinen König, sondern nur eine Königin. Meine Tante, die mich nach dem Tod meiner Mutter an Kindes Statt angenommen hat. Und es gibt nur Ratgeberinnen der Königin, keine Ratgeber des Königs. Doch auch diese habe ich nicht mitgebracht. Ich bin es gewohnt, allein zu entscheiden, und habe lediglich einen Diener bei mir.“

„So? Das sind seltsame Sitten. Aber nun, wir sind es dafür gewohnt, die Ansichten unserer Gäste zu respektieren.“

Nach ein wenig Geplänkel hin und her bequemte sich endlich auch der Prinz dazu, die Prinzessin zu begrüßen; formvollendet mit einer Verbeugung. Nicht zuletzt, um die Überraschung zu verbergen, die sich bei dem unerwartet angenehmen Anblick in seinem Gesicht widerspiegelte.

„Können wir nun endlich zur Sache kommen?“ drängte die Prinzessin. „Ich möchte bereits morgen wieder die Heimreise antreten. Entweder mit – oder ohne Heinrich als Ehemann.“

„Wieso diese ungebührliche Eile?“ verwunderte sich der König. „Allein die Vorbereitungen zur Hochzeit werden mehr als vier Wochen in Anspruch nehmen.“

Ungeduldig winkte Jana ab. „Für einen solchen Schnickschnack habe ich weder Zeit noch Sinn. Und Ihr, mein König, solltet Euch daran erinnern, dass Ihr der Hilfe meines Landes gegen der Rebellen in den Bergen dringend bedürft. Ich glaube kaum, dass Ihr bereit seid, auf diese Hilfe vier Wochen zu warten. Oder wenn, wird sie zu diesem Zeitpunkt wohl kaum mehr nötig sein.“

Der König senkte den Kopf.

Anscheinend wusste man im Land der Prinzessin ganz genau, in welcher Zwangslage er sich befand. Er musste sich den Bedingungen fügen, die man ihm auferlegte. Wie eine Sendung des Himmels hatte er es empfunden, als man ihm vor einer Woche das Ehebündnis angeboten hatte, das gleichzeitig ein militärisches sein sollte. Allerdings hätte er es sich denken können, dass dabei nicht alles nach seinen Wünschen gehen würde.

Wenn bloß die Königin noch da wäre! Sie hätte sicherlich auch in dieser Situation die richtigen Worte gefunden. Aber leider hatte sie vor einiger Zeit, in diesem schlimmen Jahr, die Pest hinweggerafft.


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