Private Lustwärts Teil 3: Nach dem Feueralarm

12. November 2011

Der Ort:

Noch immer das „Flag In“. Kleine Rauchwolken streichen über den Boden, ein paar Unbeirrbare laufen weiterhin aufgeregt umher, aber ansonsten ist alles wie gehabt.

Die Hintergrundinformation für die SM-Journalisten:

Das Feuer hat sich als angekokelter Strafbock beim missglückten Brandingversuch in einem Hinterzimmer herausgestellt.

Dem Opfer wurden in Windeseile noch vor dem Eintreffen des Krankenwagens Knebel, Halsband, Cockring und Buttplug entfernt. Eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme. Der eine Sanitäter hatte das „Flag In“ hastig und überstürzt gerade eben erst verlassen, als sein Beeper in der Korsettasche seines Männerkorsetts sich meldete, und nur eilig den weißen Kittel über die schwarzbezogenen Stahlstäbchen gezogen. Der andere war in der Woche zuvor Gast hier gewesen. Beide wurden mit großem Hallo als Freunde begrüßt.

Wir kennen das bereits: Die Tür öffnet sich, und große Dinge kündigen sich an. Groß sind auf jeden Fall die 45 cm-Ballett-High Heels, aber auch davon abgesehen macht die eintretende Dame eine überaus gute Figur mit Rundungen, wo sie hingehören, um Schwellungen zu verursachen.

Die Dame? Schauen wir doch einmal genauer hin. Es stimmt ja soweit alles; nur die Stimme, die gerade der wunderschönen Begleiterin einen schmutzigen Witz erzählt, ist etwas rauchig. Das könnte natürlich auch an den Zigarillos vom Abend zuvor liegen.

Aber: Seit wann gehen zwei Damen miteinander aus?

So modern es auch sein mag, Bi-Sexualität lauthals zu verkünden, sind doch echte Lesben ebenso wie echte Gays eher für ihre Ghetto-Politik bekannt und würden sich nur selten in eine Universal- oder Sadomasokneipe vorwagen.

Ein Lachen antwortet dem rauchigen Nuscheln. Ein silberheller Glockenklang, der eindeutig die Verursacherin, zumindest jene, wenn auch nicht die andere, als echte Frau identifiziert.

Sie lacht erneut.

Hören wir noch einmal genauer hin – kommt uns diese Stimme nicht irgendwie bekannt vor?

Denken wir ein wenig zurück, an das Wohnzimmer der Dame Colognia.

Überlegen Sie, raten Sie mit.

Wer richtig tippt, kann eine Fahrt zum OWK gewinnen. Pardon, nicht zum – zur OWK. Zum Ortenauer Weinkellerei; damit wir uns nicht missverstehen. Reisen ins Ausland vergeben wir nicht. Außerdem wurde DAS OWK ja nun auch inzwischen aufgelöst.

Ja, richtig – Applaus bitte!

Gewonnen hat die Dame mit der rosa Federboa über dem Lederoverall in der dritten Reihe ganz links.

Der Glockenkörper gehört Christa, der Freundin von Colognia.

Der vielleicht treulosen Freundin von Colognia.

Denn wer anders soll ihr auf seinen Ballet Heels schwebender Begleiter sein als der schöne Herbert, der Ex-Liebhaber von Colognia, in seiner Rolle als Herbertine?

Sie begeben sich zu einem Tisch, die beiden, der echte und der falsche Fuffziger – vergaß ich zu erwähnen, die Protagonisten sind sämtlich im Mittelalter nach der unvermeidlichen Midlife-Crises, stammen also alle noch aus der Zeit, in der SM ein schreckliches Geheimnis war, wohlbehütet aus Angst vor Repressalien?

Vor echten Repressalien, meine ich.

Ach, das waren noch Jahre!

Dagegen heutzutage! Wer nicht irgendwann auch peitschenschlagend oder – empfangend in schwarzem Leder herumgelaufen ist, gilt als hoffnungslos altmodisch und prüde, und auf der anderen Seite werden spöttische Blicke auf die prallen Würste ober- und unterhalb des zu eng geschnürten Korsetts schon zur Hexenverfolgung und Minderheitendiskriminierung hochstilisiert.


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