Mail eines Sklaven

14. Juni 2008

Vor einigen Tagen erreichte mich das Mail eines Sklaven. Beziehungsweise, mittlerweile bekomme ich schon einige Mails von Sklavenanwärtern und erfahrenen Sklaven, die Interesse an einer Mailerziehung haben – aber in den meisten Fällen sage ich einfach nur höflich ab und wünsche alles Gute.

Solltest du unter den Bewerbern gewesen sein, die eine solche kurze Antwort erhalten haben – sei nicht böse. Es braucht schon einiges, um mich zu faszinieren. Eine 08/15 Zuschrift, die auf alles und jedes passt und deshalb im Endeffekt auf nichts, die kann mich nun einmal nicht reizen.

Und ansonsten – sei dankbar, dass du überhaupt eine Antwort erhalten hast! Manch eine Domina würde sich bei Zuschriften, die einmal irgendwann entworfen wurden und lieblos und ohne jede Anstrengung oder auch nur ein bisschen Nachdenken dann einfach bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit in die Welt gestreut werden, garantiert nicht die Mühe einer Antwort machen!

Aber dieses Mail hat mir wirklich gefallen.

Mit seinem Einverständnis werde ich es euch deshalb heute zeigen, dieses Mail. Den ersten Absatz allerdings lasse ich weg; dort äußerst er sich ausgesprochen begeistert über meinen Domina Blog. Und auch wenn ich das natürlich äußerst löblich finde und mich auch sehr darüber gefreut habe – für den Abdruck halte ich es dann doch eher mit der Devise: Eigenlob stinkt …

Doch jetzt zu dem Mail:

„Verehrte Herrin,

Es hat aber nicht nur den Grund, dass mir Ihr Weblog so ungeheuer gut gefällt, dass ich Ihnen schreibe.

Ich gehöre zu den Männern, die sehr genau wissen, dass sie tief devot veranlagt sind, die es aber noch nie erfahren durften, wie das ist, sich wirklich einer strengen Herrin und Domina zu unterwerfen.

Deshalb habe ich keinen tieferen Wunsch als dies einmal wenigstens per Mail erfahren zu dürfen. Von Ihrer strengen und erfahrenen Hand geführt zu werden, stelle ich mir als die Verwirklichung all meiner Träume vor – denn Sie scheinen keine gewöhnliche Domina zu sein.

Vielleicht sagen Sie jetzt: „Aha – wieder so ein Möchtegern-Sklave, der keine Ahnung hat, was die BDSM Erotik real wirklich bedeutet.“

Ja, Sie haben recht, verehrte Herrin – ich habe keine Ahnung. Und deshalb wäre es auch nichts als eine Lüge und Heuchelei, wenn ich Ihnen versprechen würde, dass ich stets und ständig Ihr treu ergebener Sklave sein werde, der alles für Sie tut und Ihnen alle Wünsche erfüllt.

Denn, um ehrlich zu sein – ich weiß es nicht, wie ich auf Demütigung und Strafen reagieren werde. In meinen Träumen erregt es mich, von einer Domina abgestraft und gedemütigt zu werden.

Ob es in der Realität ebenso sein wird?

Vielleicht helfen Sie mir, es herauszufinden?

Mit hingebungsvollen Grüßen

M.“

Ja, das ist ein Mail, wie ich es mir wünsche.

Nun werdet ihr euch wahrscheinlich ein bisschen wundern; denn der Absender verspricht mir ja nun gerade nicht die vollständige Hingabe, die Befolgung all meiner Befehle und so weiter; was sich eine Domina nun einfach so alles wünscht, wie man glaubt.

Ja, natürlich wünscht sich eine Domina genau das; aber sie wünscht sich die Taten, nicht die Worte. Und oft genug muss man als dominante Lady feststellen, dass es von den Sklaven viele schöne Worte, aber keine entsprechenden Taten zu sehen gibt.

Da ist mir ein unerfahrener Anfänger-Sklave, der wenigstens ehrlich ist, allemal lieber.

Wenn du einmal ganz ehrlich bist – du wirst es nicht exakt vorhersagen können, wie du darauf reagierst, wenn ich dir eine Züchtigung mit dem Rohrstock verpasse. Selbst wenn du mit der Rohrstockerziehung schon Erfahrungen haben solltest.

Denn erstens kennst du mich nicht, zweitens kenne ich dich nicht, und drittens hängt auch bei BDSM sehr viel von der Stimmung ab.

Es kann also durchaus sein, dass du heute etwas verkraftest, was morgen für dich, aus welchen Gründen auch immer, nur ein einziger Albtraum ist. Und sei es auch nur, weil du schlicht und simpel schlecht drauf bist.

Was soll ich unter diesen Umständen also bitte davon halten, dass jemand es mir in einem Mail verspricht, dass er eine solche Rohrstockerziehung, vielleicht sogar mit 100 Schlägen, und das ist dann schon wirklich eine Hardcore Züchtigung, ohne weiteres überstehen und sogar genießen wird?

Letztlich kann er das nur hoffen – und ein solches Versprechen sind nichts als hohle, leere Worte.

Deshalb schätze ich, auch als Domina, die Ehrlichkeit so sehr. Und so hat jemand, der offen seine Unsicherheit und seine Erfahrungslosigkeit zugibt, das ganze also realistisch betrachtet, bei mir immer mehr Chancen als angeblich wahnsinnig erfahrene Sklaven, die mir großspurig alles Mögliche zusagen.

Es zeigt auch eine gewisse innere Stärke, die nicht jeder besitzt, die ich aber auch und gerade an einem Sklaven schätze.

Denn nur ein selbstbewusster Sklave, der seinen eigenen Wert kennt, macht mir mit seiner Hingabe und Unterwerfung ein echtes Geschenk.

Ein kriechender Wurm, der sich ständig schon selbst herabsetzt, mag zwar eine Weile lang ein ganz nettes Spielzeug sein, ist aber irgendwann dann doch nichts als fürchterlich langweilig für eine Herrin.

Was allerdings vorhanden sein muss, bei einem Sklaven, dem ich Zeit widme, das ist ein sehr tief empfundener Wunsch danach, die Dominanz einer wahren Herrin zu spüren und sich ihr hinzugeben.

So ist also dieses Mail, das ich euch gerade gezeigt habe, das noch dazu sehr speziell auf mich eingeht und nicht einfach nur irgendeine oder auch jede dominante Frau ganz allgemein anspricht (oder vielmehr ansprechen soll …), das Bezug nimmt auf den konkreten Anlass für die Zuschrift, nämlich den Domina Blog, eine höchst willkommene Seltenheit, die mein Interesse weckt.

Wie ich dem Betreffenden geantwortet habe, erfahrt ihr beim nächsten Mal.

Bis dahin – au revoir!


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