Die Verabredung

4. März 2010

Als Theo mich nach diesem atemberaubenden Kuss wieder los ließ, sagte er zu mir, und dabei schienen seine dunklen Augen mein tiefstes Inneres zu erforschen: „Heute Abend kommst du zu mir.“
Es war keine Frage, es war keine Bitte – es war die Feststellung von etwas, das in seiner Selbstverständlichkeit beinahe schmerzhaft klar war. Ich wünschte mir nichts mehr, als einfach nur zu nicken, mit zitternder Stimme ja zu sagen. Als seiner Forderung widerstandslos nachzugeben.

Aber ich hatte ja schließlich einen Ruf als Dommse zu verlieren. Deshalb erhob ich mich, so sehr meine Knie auch zitterten, blickte auf ihn herab und sagte leichthin: „Ich bin sicher, dass du heute Abend nicht mit der Arbeit fertig bist. Die Verabredung werden wir wohl verschieben müssen.“
Ich drehte mich um und ging in Richtung Tür.
Theo war so schnell, ich hätte es nie gedacht, dass ein so massiger Mann sich so schnell und leise bewegen könnte, wie eine Wildkatze. Er umfasste mich von hinten mit seinen Armen und hielt mich fest.
Seine Hände liefen meinen Körper entlang; über meine Brüste, über meinen Bauch, meine Hüften. „Heute Abend habe ich frei“, murmelte er in mein Ohr, und kurz spürte ich seine Zähne scharf und fest in meinem von einem Ohrring verzierten Ohrläppchen. „Und du wirst da sein. Um acht. Pünktlich.“
Er nannte mir noch seine Adresse, doch die kannte ich bereits. Theo interessierte mich schon lange – selbstverständlich wusste ich alles über ihn, was der Uni Klatsch zu sagen und zu behaupten hatte.
Meine Arbeit an diesem Samstag war nicht gerade die beste; ich schaffte es gerade so, keine Fehler zu machen. Ständig musste ich an den Abend denken, und mein Körper fühlte sich an, als würde er sich auflösen und in heißen Säften zerrinnen. Meine Konzentration war im besten Fall mangelhaft.
Theo beachtete mich nach dem Vorfall beim Wecken nicht mehr und nicht weniger als sonst. Mit nichts ließ er erkennen, was da vorher bei uns gewesen war. Es war, als hätte ich mir diese ganze Szene nur eingebildet.
Die beklemmende Furcht, die ich bei diesem Gedanken verspürte, sagte mir deutlicher als alles andere, wie sehr Theo mich schon in seinen Bann geschlagen hatte. Es war keine Frage – ich würde kommen. Ich würde zu ihm gehen; abends um acht, so wie er es von mir verlangt hatte.
Und alle Überlegungen, dass ich es mir als dominante junge Frau ja wohl kaum gefallen lassen durfte, von einem Mann derart befehlshaberisch herumkommandiert zu werden, verdrängte ich.
Ich hatte die Verführung der macht schon längst von einer Seite kennengelernt; würde ich sie nun von der anderen Seite erfahren dürfen?


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