Die Burgherrin und der Fremde – Teil 1

16. September 2010

Wutentbrannt stürmte die Burgherrin den Flur entlang in ihre Kemenate und knallte die Tür hinter sich zu, dass es nur so schepperte. Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein? Sie hatte so viel für ihn getan, und das war nun der Dank dafür?
Er war zwar ein Ritter, und ihr insofern vom Geburtsrecht her ebenbürtig, aber er stammte aus einem derart verarmten Geschlecht, dass ihm kaum das zerrissene Hemd an seinem Leib gehörte. Eine Rüstung hatte er schon gar nicht gehabt, und selbst als er seine mickrige, halb zerfallene Burg verkauft hatte, waren noch Schulden übrig geblieben, sodass er auch sein Pferd hatte hergeben müssen.

Zu Fuß, schmutzig und zerlumpt wie ein Bettler, überhaupt nicht als Ritter zu erkennen, war er auf ihrer Burg aufgetaucht, in der Hoffnung, hier ein paar Tage ein festes Dach über dem Kopf und genügend zu essen zu finden; entweder als Almosen, aus Mildtätigkeit, oder indem er sich das mit Arbeiten in Stall und Burg verdiente.
Ihr Marschall hatte ihn begrüßt, sich sein Anliegen angehört und war dann zu ihr gekommen, um sie zu fragen, wie er mit dem Ritter verfahren sollte. Auch wenn sie ihm solche Entscheidungen eigentlich allein überließ. Sie war nach seiner Beschreibung ziemlich neugierig geworden auf den blonden, blauäugigen Fremden, der da vor ihrer Tür aufgetaucht war – und der etwas anderes war, als er auf den ersten Blick zu sein schien.
 Denn der Marschall hatte immerhin ein so scharfes Auge, dass er erkannt hatte, dieser Bettler war von vornehmer Herkunft und lediglich heruntergekommen im Leben. Deshalb war er auch gleich zu seiner Herrin gekommen. Und sie hatte beschlossen, sich diesen Kerl gleich einmal persönlich anzuschauen.
Als sie den Ritter zu Gesicht bekommen hatte, da hatte er ihr arg gut gefallen; obwohl er so schmutzig war, seine Haare zerzaust mit Strohhalmen darin – wahrscheinlich hatte er mehr als einmal in einer Scheune übernachten müssen – und seine Kleidung zerrissen und ebenfalls schmutzig. Aber seine blauen Augen schauten so sehnsüchtig und selbstbewusst zugleich drein, und er hatte, das konnte man sehen, eine gute Figur.
In der entsprechenden Kleidung musste er fantastisch aussehen.
Kurz entschlossen ordnete sie an, dass man dem Fremden, der sich als Laurenz vorgestellt hatte, sofort ein Bad, eine gründliche Haarwäsche und neue Kleider verpassen sowie in der Küche reichlich zu essen geben sollte. Anschließend wollte sie ihn in der großen Halle der Burg sehen, um sich mit ihm zu unterhalten.
Seinen Dank stotternd, verbeugte sich der Fremde vor ihr. Der Marschall warf ihr einen wissenden Blick zu und grinste. Er kannte seine Herrin und wusste, dass sie vorhatte, mit dem Fremden ein wenig zu spielen.
Sie hatte schon immer jede Gelegenheit genutzt, die Männer, die in der Burg auftauchten, zu vernaschen; sofern sie ihr richtig gut gefielen natürlich nur. Ihn störte das nicht; er war ein aufgeschlossener Mann und der Meinung, was für einen Bauern recht sei, nämlich sich so viele Weiber ins Bett zu holen, wie er wollte, das müsse umgekehrt einer Burgherrin mit den Männern nur billig sein.
Die Burgherrin, deren Name übrigens Gerlin war, wusste, auch diesmal würde ihr Marschall sie bei ihrem Vorhaben nach Kräften unterstützen und nach Kräften dafür sorgen, dass sich ihre Wünsche in Bezug auf den Fremden erfüllten. Sie konnte sich immer auf ihn verlassen; er war ein wirklich treuer Diener.
Nachdem der Marschall mit dem Fremden abgezogen war, eilte sie in ihre Kemenate und rief ihre Kammerjungfer herbei. Die sollte ihr helfen, schnell noch zu baden, ihre Haare zu flechten, ein wenig von der neuen Schminke aufzutragen, die ein anderer, äußerst charmanter und gutaussehender Fremder ihr vor kurzem von seinen Reisen in ferne Länder mitgebracht hatte, und ihr schönstes Kleid aus dunkelrotem Samt anzuziehen. Das mit dem Mieder, das ihr so eine wunderbare Wespentaille verschaffte, und mit dem tiefen Ausschnitt, der ihre vollen Brüste auf die denkbar beste Weise zur Geltung brachte.
So sehr die Kammerjungfer sich auch beeilte, so saß der Fremde doch bereits in der Halle vor dem Feuer, als Gerlin endlich in voller Pracht die Halle betrat. Das störte sie aber überhaupt nicht sehr; sie war schon immer der Meinung gewesen, dass es nie schaden kann, die Männer ein bisschen warten zu lassen.


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