Im Domina Studio Teil 5

6. Mai 2011

Der Rest des Tages vergeht in Hektik. Die Wäsche in den Trockner stecken, pünktlich um halb eins zum Mittagessen bei seinem Bruder auftauchen, wo seine zwei kleinen Neffen ihm auf die Nerven gehen, danach Geld holen, einen Tausender, was die Dame am Schalter zu einem verwunderten Blick veranlasst, als wisse sie, was er vorhat damit, einkaufen, alles wegpacken, Hemden bügeln, mit dem Staubsauger durch seine drei Räume gehen, das lose Regalbrett wieder anbringen, die Bücher einräumen, die Anträge für die Steuererklärung aus dem Internet downloaden, die seine Schwägerin braucht, den Kollegen anrufen, mit dem er abends einen trinken gehen wollte, sich bei seinem besten Freund melden, den er in den letzten zwei Wochen vernachlässigt hat, vor der Kneipe einen Parkplatz suchen, sich dem lauten, verschwitzten, rauchigen Cowboygenuss eines Männerabends überlassen.

Die dumpfe Reizung begleitet ihn die ganze Zeit, irritierend und nebensächlich wie ein Schnakenstich. Erst später merkt er, es ist keine harmlose Unpässlichkeit, sondern ein Raubtier, das tagsüber geschlafen hat, um in der Nacht umso unerbittlicher die Klauen in ihn zu schlagen.
Das Merkwürdige ist, anders als bisher hat er gar keine Bilder im Kopf. Sonst erregt er sich an schwingenden Titten, auffordernd gespreizten Frauenschenkeln, dem leisen Ächzen, den zuckenden Hüften eines bevorstehenden Höhepunkts, dem zurückgeworfenen Kopf bei einem heftigen Stoß.
Breitbeinig, unruhig marschiert er durch die Wohnung, sucht nach Aufgaben, die es nicht gibt, holt am Schluss die Hanteln hervor, die er vor zwei Jahren in einem Anfall von Fitnesswahn gekauft hat, legt sich auf den Teppich im Wohnzimmer, erschöpft seine Armmuskeln, nur das Raubtier nicht zwischen seinen Beinen, schließt ein paar Bauchübungen an, landet irgendwann wieder vor dem Computerbildschirm, danach auf dem Sofa, auf dem er einschläft, Stunden später aufwacht, mit Rückenschmerzen und wie erschlagen.
Das Klingeln des Telefons holt ihn unter der Dusche hervor, wo er das Wasser diesmal auf knapp lauwarm aufgestellt hat, voller Furcht vor der Dauerqual der konstant mahlenden Zähne des Raubtiers.
Seine Ex-Freundin wird in einer halben Stunde vorbeikommen, zum gemeinsamen Frühstücken. Das machen sie öfter; heute stört es ihn.
Ihr flauschiger Wollpulli sitzt straff wie immer; hauteng hat er es früher genannt, dabei sieht es in Wirklichkeit doch nur aus, als habe sie ihn zwei Nummern zu klein gekauft oder trage die Sachen ihrer kleinen Schwester. Dasselbe gilt für ihre Jeans, von der ihm heute nur einfällt, wie unangenehm sie überall kneifen muss bei dieser Enge.
Wie üblich testet sie bei der Begrüßungsumarmung, ob ihr drängender Venushügel eine Reaktion hervorrufen kann, wie üblich leuchten ihre Augen auf, nachdem sie die Antwort erhalten hat. „Du scheinst ja heute richtig in Stimmung zu sein“, bemerkt sie triumphierend, verstärkt den Druck.
Unwillig entzieht er sich. „Das stimmt zwar – mit dir hat das allerdings nichts zu tun“, entgegnet er brutal.
Ungerührt lässt sie sich auf einen Stuhl fallen, greift nach dem ersten Brötchen, knusprig, direkt aus dem Backofen. „Ach – du bist frisch verliebt?“
„Das nun nicht gerade.“
„Ach, ihr Männer immer“, spottet sie. „Euch steht es ja auch ganz ohne jedes Beiwerk.“
„Damit hat das nichts zu tun“, verteidigt er sich.
Ob er sie bewusst provoziert? Vielleicht hört sie dann auf, die Verführerische zu spielen, die sich doch nur umgehend in eine Eisprinzessin verwandeln würde, sobald er nachgäbe. „Ich bin heute Abend bei einer Domina.“
Ihr Messer stoppt mitten beim Aufschneiden. „Was bist du?“
„Ich bin heute Abend bei einer Domina“, wiederholt er, als könne allein dadurch wahr werden, woran er inzwischen mehr und mehr zweifelt. „Meine Güte – ich wusste gar nicht, dass du ein Perverser bist, Simon. Dann ist es ja kein Wunder, wenn es mit uns beiden nicht geklappt hat. Du stehst also darauf, dass dir eine den Hintern versohlt?“
Unangenehm berührt verzieht er das Gerücht. „Dass es mit uns beiden nicht geklappt hat, liegt eher an deiner unnachahmlichen Art, ohne jede Überlegung noch die dümmsten Vorurteile nachzuplappern.“
Weshalb verteidigt er etwas, das er nicht einmal kennt? Von dem er nichts weiß, und schon gar nicht, ob es ihm gefallen könnte?
Sie sieht ihn an, kneift dabei kritisch die Augen zusammen. „Besonders gut zu bekommen scheint dir die Vorfreude ja nicht gerade – oder freust du dich gar nicht?“
Es hat ihn sehr schnell rasend gemacht, schon in den ersten Wochen ihrer Beziehung, ihre Manie, ernsthafte Vorwürfe zu ignorieren und gleichzeitig in anderen Situationen wegen eines missverstandenen Kompliments oder einer flüchtig hingeworfenen, unwichtigen Bemerkung auf die Barrikaden zu gehen.
„Natürlich freue ich mich. Ich bin nur etwas nervös.“
„Komisch, ich habe bei dir nie etwas in der Richtung gespürt. Ich dachte immer, du bist glücklich damit zu bestimmen, wo es langgeht im Bett. Du bist nicht zufälligerweise ein bisschen schizophren?“
„Doch – in Wirklichkeit bin ich ein Serienmörder, der alle Leute umbringt, die ihm auf die Nerven gehen. Vor allem aufdringliche Ex-Freundinnen.“
Klirrend landet ihr Messer auf dem Teller. „Weißt du, was du mich mal kannst? Ich bin keineswegs zu meinem Vergnügen hier. Du bist derjenige, der darauf bestanden hat, den üblichen Schmus mit der ewigen Freundschaft durchzuziehen. Für mich mache ich das nicht, und wenn du glaubst, ich spiele hier den Fußabtreter, dann hast du dich getäuscht. Lad deinen Frust woanders ab.“
Wie ihre Brüste sich herausdrücken, wenn sie in ihre dünne Regenjacke schlüpft. Und es macht ihn nicht einmal an. Noch letzte Woche hätte er wahrscheinlich den Wunsch verspürt, den kurvigen Schwung zu berühren, seine Hände darum zu legen und den Effekt wie einen Stromstoß zu spüren.
War es nicht so, dass Enthaltsamkeit einen Mann empfänglich für noch die reizlosesten Reize machen sollte? Bei ihm scheint es eher zu Widerwillen selbst gegenüber den bisher reizvollsten zu führen.
Er lässt sie gehen, entschuldigt sich nur pro forma, was sie kommentarlos hinnimmt, ist froh, als er wieder allein ist.
Bis die Wände und die Decke auf ihn zu zu rücken zu scheinen, es ihm eng wird in seiner Wohnung und in seiner Brust, er hinausrennt, für einen sinnlosen Spaziergang.
In seinem Kopf überstürzen sich die Bilder. Das Andreaskreuz, der Strafbock, die Peitschen, die Klammern.
Und sie.
Er fühlt sich, als hätte er Fieber, und die konstante Erregung hat sich in einen bohrenden Schmerz verwandelt, der an die ersten Anzeichen einer Grippe erinnert. Gliederschmerzen hat er, denkt er, erntet einen verständnislosen Blick eines frischverliebten Paares auf sein unkontrolliertes Lachen hin.
Nach seiner Rückkehr setzt er die rastlose Wanderung in der Wohnung fort, bleibt am PC hängen, erobert fünf Fahnen unter Vernichtung von 23 seiner Gegner, gibt die Begriffe SM und Domina bei einer Suchmaschine ein, klickt das Ergebnis sofort wieder weg.
Die Stunden schleichen, und nach Einbruch der Dämmerung werden sie noch schneckenhafter.
Er duscht erneut, rasiert sich, wählt sorgfältig seinen Slip, schwarz, eng, glänzend, neu, ein schwarzes T-Shirt, darüber einen leichten hellen Pulli, Jeans, Turnschuhe, das Jackett, in dem die Visitenkarte noch immer ist, ein Loch zu brennen scheint durch den dünnen Stoff hindurch.
Auf einmal muss er sich beeilen, die Zeit hat ihn überlistet, hat jäh beschleunigt, es ist schon zehn vor acht, und mindestens fünf Minuten braucht er in die Humboldtstraße.
An nichts und an alles denkt er auf dem Weg dorthin, steht überraschend schnell wieder vor dem leuchtenden Blau der 18, der vielgeteilten Tür, dem Messingschild und dem Messingknopf. Erstaunt stellt er das Zittern seiner Finger fest, die erst beim dritten Mal ihr Ziel finden.

Im Domina Studio Teil 5
Der Rest des Tages vergeht in Hektik. Die Wäsche in den Trockner stecken, pünktlich um halb eins zum Mittagessen bei seinem Bruder auftauchen, wo seine zwei kleinen Neffen ihm auf die Nerven gehen, danach Geld holen, einen Tausender, was die Dame am Schalter zu einem verwunderten Blick veranlasst, als wisse sie, was er vorhat damit, einkaufen, alles wegpacken, Hemden bügeln, mit dem Staubsauger durch seine drei Räume gehen, das lose Regalbrett wieder anbringen, die Bücher einräumen, die Anträge für die Steuererklärung aus dem Internet downloaden, die seine Schwägerin braucht, den Kollegen anrufen, mit dem er abends einen trinken gehen wollte, sich bei seinem besten Freund melden, den er in den letzten zwei Wochen vernachlässigt hat, vor der Kneipe einen Parkplatz suchen, sich dem lauten, verschwitzten, rauchigen Cowboygenuss eines Männerabends überlassen.Die dumpfe Reizung begleitet ihn die ganze Zeit, irritierend und nebensächlich wie ein Schnakenstich. Erst später merkt er, es ist keine harmlose Unpässlichkeit, sondern ein Raubtier, das tagsüber geschlafen hat, um in der Nacht umso unerbittlicher die Klauen in ihn zu schlagen.Das Merkwürdige ist, anders als bisher hat er gar keine Bilder im Kopf. Sonst erregt er sich an schwingenden Titten, auffordernd gespreizten Frauenschenkeln, dem leisen Ächzen, den zuckenden Hüften eines bevorstehenden Höhepunkts, dem zurückgeworfenen Kopf bei einem heftigen Stoß.Breitbeinig, unruhig marschiert er durch die Wohnung, sucht nach Aufgaben, die es nicht gibt, holt am Schluss die Hanteln hervor, die er vor zwei Jahren in einem Anfall von Fitnesswahn gekauft hat, legt sich auf den Teppich im Wohnzimmer, erschöpft seine Armmuskeln, nur das Raubtier nicht zwischen seinen Beinen, schließt ein paar Bauchübungen an, landet irgendwann wieder vor dem Computerbildschirm, danach auf dem Sofa, auf dem er einschläft, Stunden später aufwacht, mit Rückenschmerzen und wie erschlagen.Das Klingeln des Telefons holt ihn unter der Dusche hervor, wo er das Wasser diesmal auf knapp lauwarm aufgestellt hat, voller Furcht vor der Dauerqual der konstant mahlenden Zähne des Raubtiers.Seine Ex-Freundin wird in einer halben Stunde vorbeikommen, zum gemeinsamen Frühstücken. Das machen sie öfter; heute stört es ihn.Ihr flauschiger Wollpulli sitzt straff wie immer; hauteng hat er es früher genannt, dabei sieht es in Wirklichkeit doch nur aus, als habe sie ihn zwei Nummern zu klein gekauft oder trage die Sachen ihrer kleinen Schwester. Dasselbe gilt für ihre Jeans, von der ihm heute nur einfällt, wie unangenehm sie überall kneifen muss bei dieser Enge.Wie üblich testet sie bei der Begrüßungsumarmung, ob ihr drängender Venushügel eine Reaktion hervorrufen kann, wie üblich leuchten ihre Augen auf, nachdem sie die Antwort erhalten hat. „Du scheinst ja heute richtig in Stimmung zu sein“, bemerkt sie triumphierend, verstärkt den Druck. Unwillig entzieht er sich. „Das stimmt zwar – mit dir hat das allerdings nichts zu tun“, entgegnet er brutal.Ungerührt lässt sie sich auf einen Stuhl fallen, greift nach dem ersten Brötchen, knusprig, direkt aus dem Backofen. „Ach – du bist frisch verliebt?““Das nun nicht gerade.““Ach, ihr Männer immer“, spottet sie. „Euch steht es ja auch ganz ohne jedes Beiwerk.““Damit hat das nichts zu tun“, verteidigt er sich. Ob er sie bewusst provoziert? Vielleicht hört sie dann auf, die Verführerische zu spielen, die sich doch nur umgehend in eine Eisprinzessin verwandeln würde, sobald er nachgäbe. „Ich bin heute Abend bei einer Domina.“Ihr Messer stoppt mitten beim Aufschneiden. „Was bist du?““Ich bin heute Abend bei einer Domina“, wiederholt er, als könne allein dadurch wahr werden, woran er inzwischen mehr und mehr zweifelt. „Meine Güte – ich wusste gar nicht, dass du ein Perverser bist, Simon. Dann ist es ja kein Wunder, wenn es mit uns beiden nicht geklappt hat. Du stehst also darauf, dass dir eine den Hintern versohlt?“Unangenehm berührt verzieht er das Gerücht. „Dass es mit uns beiden nicht geklappt hat, liegt eher an deiner unnachahmlichen Art, ohne jede Überlegung noch die dümmsten Vorurteile nachzuplappern.“Weshalb verteidigt er etwas, das er nicht einmal kennt? Von dem er nichts weiß, und schon gar nicht, ob es ihm gefallen könnte?Sie sieht ihn an, kneift dabei kritisch die Augen zusammen. „Besonders gut zu bekommen scheint dir die Vorfreude ja nicht gerade – oder freust du dich gar nicht?“Es hat ihn sehr schnell rasend gemacht, schon in den ersten Wochen ihrer Beziehung, ihre Manie, ernsthafte Vorwürfe zu ignorieren und gleichzeitig in anderen Situationen wegen eines missverstandenen Kompliments oder einer flüchtig hingeworfenen, unwichtigen Bemerkung auf die Barrikaden zu gehen.“Natürlich freue ich mich. Ich bin nur etwas nervös.““Komisch, ich habe bei dir nie etwas in der Richtung gespürt. Ich dachte immer, du bist glücklich damit zu bestimmen, wo es langgeht im Bett. Du bist nicht zufälligerweise ein bisschen schizophren?““Doch – in Wirklichkeit bin ich ein Serienmörder, der alle Leute umbringt, die ihm auf die Nerven gehen. Vor allem aufdringliche Ex-Freundinnen.“Klirrend landet ihr Messer auf dem Teller. „Weißt du, was du mich mal kannst? Ich bin keineswegs zu meinem Vergnügen hier. Du bist derjenige, der darauf bestanden hat, den üblichen Schmus mit der ewigen Freundschaft durchzuziehen. Für mich mache ich das nicht, und wenn du glaubst, ich spiele hier den Fußabtreter, dann hast du dich getäuscht. Lad deinen Frust woanders ab.“Wie ihre Brüste sich herausdrücken, wenn sie in ihre dünne Regenjacke schlüpft. Und es macht ihn nicht einmal an. Noch letzte Woche hätte er wahrscheinlich den Wunsch verspürt, den kurvigen Schwung zu berühren, seine Hände darum zu legen und den Effekt wie einen Stromstoß zu spüren. War es nicht so, dass Enthaltsamkeit einen Mann empfänglich für noch die reizlosesten Reize machen sollte? Bei ihm scheint es eher zu Widerwillen selbst gegenüber den bisher reizvollsten zu führen.Er lässt sie gehen, entschuldigt sich nur pro forma, was sie kommentarlos hinnimmt, ist froh, als er wieder allein ist.Bis die Wände und die Decke auf ihn zu zu rücken zu scheinen, es ihm eng wird in seiner Wohnung und in seiner Brust, er hinausrennt, für einen sinnlosen Spaziergang.In seinem Kopf überstürzen sich die Bilder. Das Andreaskreuz, der Strafbock, die Peitschen, die Klammern.Und sie.Er fühlt sich, als hätte er Fieber, und die konstante Erregung hat sich in einen bohrenden Schmerz verwandelt, der an die ersten Anzeichen einer Grippe erinnert. Gliederschmerzen hat er, denkt er, erntet einen verständnislosen Blick eines frischverliebten Paares auf sein unkontrolliertes Lachen hin.Nach seiner Rückkehr setzt er die rastlose Wanderung in der Wohnung fort, bleibt am PC hängen, erobert fünf Fahnen unter Vernichtung von 23 seiner Gegner, gibt die Begriffe SM und Domina bei einer Suchmaschine ein, klickt das Ergebnis sofort wieder weg.Die Stunden schleichen, und nach Einbruch der Dämmerung werden sie noch schneckenhafter.Er duscht erneut, rasiert sich, wählt sorgfältig seinen Slip, schwarz, eng, glänzend, neu, ein schwarzes T-Shirt, darüber einen leichten hellen Pulli, Jeans, Turnschuhe, das Jackett, in dem die Visitenkarte noch immer ist, ein Loch zu brennen scheint durch den dünnen Stoff hindurch.Auf einmal muss er sich beeilen, die Zeit hat ihn überlistet, hat jäh beschleunigt, es ist schon zehn vor acht, und mindestens fünf Minuten braucht er in die Humboldtstraße.An nichts und an alles denkt er auf dem Weg dorthin, steht überraschend schnell wieder vor dem leuchtenden Blau der 18, der vielgeteilten Tür, dem Messingschild und dem Messingknopf. Erstaunt stellt er das Zittern seiner Finger fest, die erst beim dritten Mal ihr Ziel finden.


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