Aufgeschoben ist nicht …

12. Mai 2012

Ich hätte es mir ja denken können, dass auch einer Domina Selbstsucht nur begrenzt erlaubt ist. Samuel ist noch zu seiner SM Session gekommen, und zwar am nächsten Abend. Tagsüber habe ich ihn zwar nicht gesehen; da verbrachte ich viele Stunden mit seiner Mutter. Wirt waren wandern, shoppen, besuchten Leute …

Wir verstanden uns sehr gut, und ich spürte sogar die ersten Regungen einer prickelnden Erotik. Wäre da nicht ihr Sohn gewesen, ich glaube, ich hätte es darauf angelegt, dass der Abend in einer Session zu dritt endet.

Ihr Mann, ein devoter Sub, wäre bestimmt begeistert gewesen, von zwei Dominas beherrscht zu werden, denn sie war ebenfalls dominant.

Aber irgendwie sorgte der Gedanke an ihren Sohn dafür, dass ich mich zurückhielt; und mich, um gar nicht erst in Versuchung zu geraten, doch eine sinnliche Situation zu dritt heraufzubeschwören, sehr früh in mein Gästezimmer zurückzog.

Es war ein echtes Déjà vu – wieder klopfte es, und wieder kam Samuel herein. Ich hatte zwar gehofft, dass er tagsüber abgereist oder abends unterwegs sein könnte; denn auch beim Abendessen hatte ich ihn nicht gesehen. Aber irgendwie hatte ich es doch gewusst, dass ich ihm nicht würde entgehen können.

Ich war genervt über sein Auftauchen; und wenn ich ganz ehrlich bin, war ich auch genervt, dass er mich wie eine Art Serviceunternehmen betrachtete. Den ganzen Tag hatte ich nichts von ihm gehört – und jetzt, wo ihn wahrscheinlich wieder der Schwanz juckte, erinnerte er sich erneut an mich. Das stank mir gewaltig.

´“Was willst du hier!“, schnauzte ich ihn an.

Seine Augen weiteten sich einen Augenblick lang vor Schreck über meine schroffe Art. Dann klappte er weg, als hätte ich auf einen Knopf gedrückt, ließ sich auf die Knie fallen und legte die Arme um meine Beine, die in bequemen Baumwoll-Leggins steckten.

Ich spürte keinerlei positive Gefühle ihm gegenüber. Uns beide verband nichts – außer dieser Vorliebe für eine ganz bestimmte Erotik. Von mir als Person wollte er nichts; ihm ging es nur um das, was eine bestimmte Eigenschaft meinerseits ihm geben konnte, meine Dominanz.

Das gab mir die Freiheit, mir ihn vorzuknöpfen und nichts spielen zu lassen außer eben dieser Dominanz; keine Zärtlichkeit, keine Leidenschaft.

Ungeduldig stieß ich ihn beiseite. „Mach dich nackt und leg dich aufs Bett!“, knurrte ich. Während er sich daran begab, meinem Befehl nachzukommen, schaute ich mich im Zimmer um. Es gab an der Wand und in einer wunderschönen Vitrine einiges an Schlaginstrumenten, aber irgendwie reizten die mich alle nicht.

Langsam wanderte ich die Wände entlang, betrachtete, überlegte.

Aus den Augenwinkeln heraus nahm ich wahr, dass Samuel auf dem Bett lag; nicht ganz still allerdings. Er zuckte öfters und wechselte seine Position; etwas, das ich für das Zeichen von Ungeduld hielt.

Und dann entdeckte ich genau die Peitsche, die meiner grausamen Stimmung entsprach. Es war eine mehrsträngige Lederpeitsche, etwas, was man auch die neunschwänzige Katze oder Cat o‘ nine tails nennt, ganz gleich, ob sie nun wirklich nur neun Stränge hat oder aber mehr.

Diese Stränge gibt es ja in geflochten oder geknotet, was die Wirkung schon wesentlich erhöht. Diese Peitsche allerdings besaß ein Feature, das ich bisher noch nirgendwo entdeckt hatte. Sie war im unteren Bereich mit hauchzarten, dünnen Widerhaken besetzt.

Mein Verstand rief mir gleich zu, das sei viel zu grausam – aber meine dominante Lust hatte sich schon viel zu sehr in genau diese Peitsche verliebt. Ich nahm sie von der Wand und fuhr die Stränge entlang.

Die Widerhaken waren nicht scharf; sie würden die Haut nicht aufschlitzen und kein Blut zum Spritzen bringen. Sie würden aber sehr wohl die Wucht des Aufschlags punktuell massiv intensivieren.

Ich überlegte nicht einmal, ob ich mir die Mühe machen sollte, mich in ein etwas domina-hafteres Outfit zu schmeißen. Samuel hatte sich mir aufgedrängt, also sollte er mich so nehmen, wie ich gerade war – in Leggins mit einem alten, schon etwas ausgebleichten schwarzen T-Shirt lose darüber fallend.

Ich stellte mich hinter Samuel, betrachtete seinen nackten Rücken, seine jungen, straffen Arschbacken.  Über seiner bleichen haut schüttelte ich die Stränge aus, die ganz leicht auf seinen Muskeln tanzten.

Ich ließ sie wirbeln, vernahm sein unterdrücktes Keuchen. Dann schlug ich das erste Mal zu. Es war erregend zu sehen, wie sein Körper reagierte. Es war wie vorhin, als er mir zu Füßen gefallen war; eine schnelle Bewegung, wie wenn ein Klappmesser herausfedert.

Ein zweiter Hieb, und die Bewegung wiederholte sich. Ich schlug mich warm, noch nicht allzu fest, aber doch spürbar.

Ganz langsam überzog eine deutlich sichtbare Röte seine nackte Haut, Und zwischendurch einzelne kleine Punkte, die mehr Farbe aufwiesen, als ob er einen Ausschlag hätte. Es machte Spaß, mir das Ergebnis anzuschauen.

Nun legte ich etwas mehr Kraft in meine Schläge, Und ließ sie schneller aufeinander folgen. Samuel hüpfte auf dem Bett herum, als ob ich ihn unter Strom gesetzt hätte, sein Stöhnen wurde tiefer, schmerzerfüllter.

So langsam kam ich in Stimmung.


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