Im Domina Studio Teil 20

20. August 2011

Sein freier Montagnachmittag, auf den er sich schon gefreut hatte, und der geplant gewesen war, fällt ins Wasser.
Ein wichtiger Mann in seiner Firma ist krank, er muss dessen Arbeit mit auffangen.
Er macht Überstunden bis fast zehn, vernachlässigt Hausarbeit und Sport, gestattet sich nur als notwendigen Ausgleich vor dem Einschlafen ein Masturbieren, das mechanisch und trostlos ist, ihm ein schlechtes Gewissen macht, obwohl sie nichts von ihm verlangt hat, ihn wahrscheinlich am Freitag nur noch endgültig verabschieden wird.
Der Dienstag gleicht dem Montag wie ein Ei dem anderen; selbst der Inhalt weckt in ihm das Gefühl von déjà-vu.

Und der Rest der Woche wird auch nicht besser. Aschegrau hat sich der berufliche Stress bis Freitagabend, wo er sie wiedersehen wird, wahrscheinlich zum letzten Mal, auf die Überreste eines anderen Feuers gelegt, dessen Erlöschen er heute Abend bestätigt bekommen wird, daran zweifelt er inzwischen nicht mehr.
Am schlimmsten wäre es, wenn sie diese Aufgabe Alexander überlassen würde, ihm den Abschied zu geben. Das immerhin wird sich vermeiden lassen; so etwas würde sie bestimmt nicht tun.
Er kleidet sich sorgfältig für seinen letzten Besuch im Domina Studio bei Lady Kassandra. Er tut das, obwohl es heute nicht darauf ankommt; es gehört sich einfach, für sie. Nur beim Slip ist er heute weniger wählerisch, es bleibt bei seiner üblichen dunkelblauen Baumwolle.
Das schwere Gefühl in seiner Brust, als er vor ihrer Tür steht, ist beinahe ein körperlicher Schmerz. Der sich aus einem dumpfen in einen schneidend scharfen verwandelt, als ihm Alexander die Tür öffnet.
Das Licht ist zu schwach, sein Gesicht deuten zu können, und Stimmhinweise gibt es keine – Alexander dreht sich wortlos um und marschiert nach hinten.
Er folgt ihm.
Sie trägt das Business-Kostüm vom ersten Mal, vor zwei Wochen. Im Raum hinter der sonnengelben Tür stehen neben dem Sessel zwei Klappstühle um einen niedrigen Holztisch herum.
Was soll das werden, eine Diskussionsrunde?
Sie gibt ihm zur Begrüßung die Hand. „Hast du nachgedacht, Simon?“, fragt sie.
Siedend heiß fällt ihm ein, er hatte eine Aufgabe, die er völlig vergessen hat; erst wegen der Begegnung mit Alexander, dann wegen dem Stress bei der Arbeit.
„Nein – es tut mir leid – ich …“, erklärt er leise.
„Wahrscheinlich hatte er zu viel zu tun, sich in Restaurants herumzutreiben“, höhnt Alexander. Er ballt die Fäuste, alle Taktik, alle Rücksichtnahme auf sie vergessen. Unter voller Ausnutzung der Tatsache, dass er etwa einen halben Kopf größer ist als Alexander, baut er sich vor ihm auf.
„Jetzt hör mir mal zu“, zischt er und ist so sauer, dass er Alexander auf einmal duzt, jede Höflichkeit vergessend. „Du hast sie doch nur für deine Karriere geheiratet. Für dich sind Menschen doch nur Spielfiguren für eigene Zwecke. Und ich war sogar noch bereit mitzumachen, damit sie ihre Ruhe vor dir hat. Aber lass dir eines gesagt sein – das ist vorbei. Nicht, dass ich viel Hoffnung habe, es bringt etwas, aber ich werde mich vor ihr auf den Boden werfen und sie anflehen, mich nicht fortzuschicken!“
„Tu es“, sagt sie, sehr ruhig, sehr bestimmt.
Er fährt herum, blickt von Alexander zu ihr, von ihr zu Alexander. Was sie gerade von ihm verlangt, das ist nicht weniger schlimm, als wenn man vom ihm verlangen würde, bei einem Vorgesetzten um seinen Job zu betteln.
Abner er muss genau das tun. Allein schon, weil er es angekündigt hat. Vor allem aber, weil er es will. Er will bleiben dürfen, und er ist bereit, die entsprechende Bitte selbst in dieser demütigenden Form vorzubringen.
Langsam, ein wenig mühsam, geht er zuerst auf die Knie, dann auf alle Viere, in die Bankstellung, und liegt schließlich flach vor ihr auf dem Boden, die Hände neben dem Kopf. „Ich bitte Sie, Mylady, lassen Sie mich wiederkommen.“
Bevor er am Boden lag, ist er davon ausgegangen, Peinlichkeit werde wie ein Ameisenheer seinen Rücken bevölkern, ekelhaft kribbelnd, angesichts des Wissens um Alexanders Blicke und gewiss nicht freundliche Gedanken, die er aus einem kleinen, verächtlichen Schnauben erraten kann.
Nein, so ist es gar nicht.
Es kommt ihm beinahe vor, als gebe es Alexander gar nicht. Er sieht den schwarzen Stein unter sich, entdeckt aus der Nähe, er ist ganz schwach marmoriert, hellgraue Linien mäandern darüber, und dann die Spitze ihrer hochhackigen Schuhe, den Ansatz ihrer Fesseln, und denken kann er nur an das, was mit dem zu tun hat, das sich in seinem Gesichtsfeld befindet.
An die Kühle des Bodens, an sie, und wie angenehm es letztlich ist, den gesamten Trotz und Eigensinn loszulassen, die Sucht, ganz oben zu stehen, nur ja niemandem nachzugeben.
Er sollte ängstlich sein, sehnsüchtig und zweifelnd auf ihre Entscheidung hoffen; stattdessen hat er das Gefühl, die Folge seiner eigenen Entscheidung ist bereits eine gewisse Belohnung an sich.
Nicht nur seinen Körper legt er ihr zu Füßen, sondern auch einen Sieg über sich selbst.
„Steh auf, Simon“, sagt sie ganz sanft. „Natürlich wirst du wiederkommen.“


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