Sinnliche Magie, Teil 4

27. Mai 2010

Das ist ja ein ganz durchtriebenes Luder! Und er erst! Na warte – dem werde ich den Marsch blasen, sobald ich ihn mir greifen kann! Dass er dominant ist, ist ja schon schlimm genug. Aber mir eine Freundin vorzuspielen, die so gar nicht existiert, das ist ja wohl die Höhe der Unverschämtheit!
Eine grell aufgedonnerte Tante, der man die Domina von weitem ansehen soll, schiebt sich an uns vorbei. „Rück mal ein Stückchen, Schätzchen, andere wollen auch noch an die Quelle,“ sagt sie zu meiner Begleiterin, und versetzt ihr einen Klaps auf den Hintern. Arrogante Kuh! Die ist ja schlimmer als jeder Macho! Was bildet die sich eigentlich ein? Dass alles, was an Devotlingen m/w hier herumläuft, automatisch ihr Eigentum ist?

Anscheinend hat sie meinen bösen Blick zur Kenntnis genommen. Sie stockt kurz, wendet sich mir zu, und beglückt mich mit einer hustenden Raucherlache, die mir die nächsten fünf Zigaretten ersparen wird. „Keine Sorge, ich nehm dir deine Freundin schon nicht weg!“
Das wird ja immer schöner! Bloß weil wir gemeinsam auf dem Damenklo stehen, haben wir noch lange kein Verhältnis miteinander! Andere sind schließlich auch zusammen hier – und das einzige, was sie verbindet, ist die Sehnsucht nach der Quelle, wie Lady Besserwissi das nannte. Von mir kriegt die jedenfalls keinen Golden Shower.
Doch halt – das bringt mich glatt auf eine Idee …
Trick gegen Trick. Wenn dieser Bastard draußen, mein Herr Chefredakteur, glaubt, er könne mich verarschen, dann soll er aufpassen, dass er seinen in Sicherheit bringt. Wie knackig der auch immer sein mag. Immerhin kann man das bei der engen Lederhose ja viel besser sehen als im schlabberigen Anzug, das Teil hat es in sich. Genau die richtige Rundung, um elegant eine Gerte darauf tanzen zu lassen. Aber mein Racheplan ist noch besser; dagegen ist jede Auspeitschung die reinste Belohnung.
Der Abend ist sowieso ebenso verrückt wie verkorkst, da kommt es auf eine Dummheit mehr oder weniger nicht an. Kündigen kann ich schließlich immer noch – erst einmal werde ich ihm seine miese Tour vermasseln.
Wie zufällig greife ich flüchtig, ganz aus Versehen, nach der Hand seiner „Eroberung“. Cindy nennt sie sich übrigens; natürlich nicht ihr richtiger Name, aber auch nicht viel bescheuerter als mancher andere Nick in unseren verschämten, lichtscheuen Kreisen. „Lass uns zurückgehen. Ich warte hier auf dich.“
Scheinbar gelangweilt betrachte ich mir die Fliesenfugen über dem Waschbecken und die tropfende rosa Seife, während sie sich anstellt, langsam vorwärts rückt, verschwindet mit dem typischen Verschlussknacken, zurück kommt, sich ein wenig Wasser über die Hände gießt, die sie wedelnd wieder zu trocknen versucht.
Draußen ist das Gedrängel so groß, da ergibt es sich wie von selbst, dass ich ihr den Arm um die Schulter lege und der dann auf Taillenhöhe rutscht. Fühlt sich ulkig an, das Korsett – fast, als trüge sie einen Metallpanzer. Ob sie überhaupt noch richtig Luft kriegt? Sie muss die Schnürung wirklich gewohnt sein und durchtrainiert – sonst könnte sie das nicht so lange aushalten. Ein leiser Neid steigt in mir hoch. Wahrscheinlich hat Cindy selbst ganz ohne Hilfsmittel eine wesentlich schlankere Taille als ich. Obwohl ihr für die Wespe echt der Stachel fehlt; mir scheint sie zumindest ziemlich harmlos und naiv. Sonst hätte sie sich auch nie auf den blöden Vorschlag meines Chefs eingelassen.
Viel reden kann ich nicht; dazu ist der Lärmpegel ringsherum zu hoch. Irgendeine Band hat sich inzwischen auf dem bühnenartigen Podest breitgemacht, das viel zu klein ist für die ganzen Musiker. Vielleicht hätte man ein paar von denen am Mikrofonständer festbinden sollen; jede Bewegung sprengt ohnehin den Rahmen.
Gar nicht einmal so schlecht, die Töne, die mir ins Ohr schallen. Ein bisschen leiser allerdings wären sie erheblich angenehmer.
Wir quetschen uns durch die Massen an verschwitzter Haut und Schwarz und Silberketten. Schon kann ich den Meister am Tisch sitzen sehen. Ein wenig einsam sieht er aus; obwohl die zwei freien Stühle inzwischen längst besetzt sind. Aber überdeutlich ist, er hat mit dem Ganzen hier wenig zu tun. Nein, er gehört hier doch nicht hin – selbst wenn er durchaus das passende Benehmen ebenso anlegen kann wie das entsprechende Outfit. In diesem Moment ist er mir auf einmal ungeheuer sympathisch; und schon galoppieren meine dunkleren Wünsche davon, möchten ihn aufs Pferd heben und entführen irgendwohin, wo wir allein sein können.
Wir winden uns weiter. Sorgsam achte ich darauf, dass er uns wirklich schon entdeckt hat, da ziehe ich Cindy rasch an mich und verpasse ihr einen saftigen Kuss. Nach Wein schmeckt das, nach Lippenstift und Schminke, und es ist erstaunlich weich. Weiß gar nicht, ob mir das lieber ist oder eher die festeren Männerlippen. Das käme natürlich darauf an …
Sie tut, als sei das ganz normal, dass sie abgeknutscht wird, und lässt sich gegen mich fallen wie das typische devote Püppchen, das bedient werden will. Halt, meine Dame, so hatten wir nicht gewettet. So einkorsettierte Brüste gegen meine eigenen spüren, das ist nun auch definitiv nicht mein Ding.
Weitgehend unauffällig schaue ich hoch. Er betrachtet uns versonnen. Giftig, eifersüchtig oder empört oder auch nur wenigstens richtig interessiert  sieht er allerdings nicht aus. Da muss ich nachbessern.
Cindyleinchen hängt an meinem Arm wie ein überflüssiger Mantel. Echt niedlich, die Kleine, aber wahrlich nichts für mich. Zu weich unter der zusammengepressten Härte in der Mitte. Nun, wenn ihr das gefällt, zur Abwechslung mal mit richtiger Dominanz zu tun zu haben statt mit dem unentschiedenen Herrn Chefredakteur – mir soll es recht sein. Ist eigentlich sogar ganz angenehm – bloß halt nichts für mehr als nette physische Gefühle.
Irgendwie gelingt es, uns zu den Stühlen durchzuschlagen, die er freigehalten hat. Cindy rutscht auf ihrem so weit in meine Richtung, dass sie sich mir ebenso gut auf den Schoss setzen könnte. Also gut – wenn sie meint; ich fahre ihr leicht mit den Fingernägeln über den inneren Unterarm und spüre, wie sie Gänsehaut kriegt. Scheint recht sensibel zu sein, das gute Kindchen – die macht es bestimmt Spaß, völlig aus der Fassung zu bringen.
Nicht, dass ich das vorhätte – und der Mann in der Runde ja ersichtlich auch nicht.
Momentan sieht er übrigens aus, als gingen wir beide ihn überhaupt nichts an. Er hat uns nicht einmal begrüßt. Ob er sich schämt, zwei Frauen eingeladen zu haben, die sich dann miteinander befassen statt mit ihm? Andererseits – ist doch angeblich der Traum aller Männer, zwei Frauen beim Spiel zu beobachten. Wenn die Herren der Schöpfung einem dann wenigstens ab und zu den Gegendienst erweisen könnten, wäre das ja noch akzeptabel.
Langsam werde ich ungeduldig. Ein wenig unfair ist es ja schon, was ich mit Cindy mache; und wenn er darauf gar nicht reagiert, kann ich ebenso gut damit aufhören, bevor sie womöglich ganz durcheinander kommt. Ich möchte ohnehin nicht wissen, was sie über mich denkt. Erst rede ich kaum ein Wort, schaue sie nur feindselig an, und plötzlich falle ich über sie her.
Wahrscheinlich wird sie es auf die allgemeine Stimmung schieben, die sich langsam mehr und mehr aufheizt. Inzwischen fällt man hier allenfalls dann auf, wenn man seine Hände schön brav bei sich behält. Das Pärchen uns gegenüber, zwei Männer, von denen einer aussieht wie eine Frau, oder eher so aussehen will, die sind auch feste dabei.
Im Büro würde ich so etwas auch nie tun; aber hier gehört es irgendwie dazu, dass man sich anfasst, wie man auf steiferen Festen kleine Konversation macht. Steif ist hier höchstens etwas anderes – aber soweit darf man nun auch wieder nicht gehen: das ist eine anständige SM-Party, hier wird nicht gespielt. Wenigstens nicht außerhalb der Performances.
Apropos – die nächste beginnt gerade; und jeder atmet erleichtert auf, als der zunehmend infernalische Krach der Elektronikband vorübergehend stoppt. Alles kriecht aus den eigenen oder fremden Kleiderfalten und richtet sich strammer auf, macht den Rücken gerade.
Nur Cindy kümmert sich nicht um die allgemeine Ordnung und schmiegt sich weiter an mich. Inzwischen liegt sie halb auf mir, und ich spiele mit ihrem Haar. Wahrscheinlich wartet sie auf etwas Energischeres als das – aber danach ist mir nun wirklich nicht. Jedenfalls nicht bei ihr.
Auf einmal beugt er sich über sie zu mir herüber. Sein unverschämtes Grinsen sprengt das rauchige Dämmerlicht. „Macht richtig Spaß, euch beiden zuzusehen,“ bemerkt er, und sein Tonfall ist fast derselbe, wie wenn er nonchalant einen Wetterbericht vorlesen würde. „Ich wusste gar nicht, dass Sie nur auf Frauen stehen.“


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