In der Schwebe

21. April 2012

Im ersten Augenblick habe ich mich schon ein bisschen geschämt, dass mich ein fremder Mann so offen beim Masturbieren erwischt hatte. Aber dann packte mich die Wut. Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein, ohne zu klopfen so ganz frech in mein Zimmer zu platzen, als ob er irgendwelche Rechte hätte?

Ich schloss den Bademantel und sprang vom Bett.  Breitbeinig stellte ich mich vor Samuel. Ich konnte mir das leisten, denn ich war noch immer mindestens fünf Zentimeter größer als er; und zwar sogar barfuß, ganz ohne High Heels.

Ich bin schon recht groß, und Samuel gehört nun auch noch zu den Männern, die nicht sehr hochgewachsen sind und zierlich wie ein Mädchen. Was er wohl wiegen mochte? Sicher weniger als ich; auch wenn ich nicht dick bin, sorgt doch alleine meine Größe schon für ausreichend Kilo. Samuel wog bestimmt nur so etwa 60 oder so etwas, und war total leicht. Wenigstens mal so ganz relativ betrachtet.

Das brachte mich auf eine Idee. Ich schaute herüber zum Himmelbett mit dem „Bondagerahmen“, von dem aus an metallenen Ketten lederne Fesseln herunterhingen, dann schaute ich zu ihm und grinste spöttisch.

„Willst du mal ausprobieren, wie das ist, wenn ich dich ans Bett fessle?“, meinte ich spitz. „Verdient hast du das als Strafe dafür, dass du einfach hereingeplatzt bist. Weißt du denn gar nicht, was sich gehört?“

Wie die ganze Zeit schon, verschlang er mich auch jetzt noch immer mit seinen Augen. Seine Selbstsicherheit, mit der er hereingekommen war, hatte erkennbar die ersten Risse bekommen; eine zarte Röte färbte seine Wangen, und ab und zu schlug er die Augen nieder. Doch er straffte seine Schultern, sichtlich entschlossen, sich von mir weder aus der Ruhe bringen, noch vertreiben zu lassen.

Ich war mir nicht ganz sicher, ob er wirklich etwas mit BDSM anfangen konnte. Nur weil seine Eltern SMler waren, und das auch sehr offen, musste das ja nicht heißen, dass er mit solchen bizarren Rollenspielen auch was anfangen konnte.

Es war ebenso möglich, dass der ganze so offen betriebene Sadomaso Kram eher Abwehr, vielleicht sogar Abscheu in ihm hervorrief. Aber warum war er dann zu mir ins Zimmer gekommen? Etwas reizte ihn an mir; und es war ihm bestimmt nicht verborgen geblieben, dass ich mit der SM Welt seiner Eltern auch eine Menge zu tun hatte.

Noch einen weiteren Schritt trat ich auf ihn zu. Ich streckte die Hand aus, legte sie ihm direkt auf den Schritt – und fand dort die Erektion, die ich vermutet hatte. Allerdings wollte ich ihn nicht ermutigen und zog die Hand gleich wieder weg.

Dieser junge Kerl war scharf auf mich, und er war scharf auf eine Session. Warum sollte ich ihn dann nicht beim Wort nehmen? Ich war zwar eigentlich nicht hier, um mich als Domina zu betätigen, sondern nur aus freundschaftlichen Gründen zum Quatschen; aber wenn sich mir ein Sklave so direkt aufdrängte, wollte ich ja nun auch nicht nein sagen.

„Zieh dich aus“, sagte ich ganz sanft – und machte alles Weitere, was geschehen oder nicht geschehen würde, von seinem Verhalten abhängig.

Er zögerte nur kurz; dann zog er sich eilends aus, bis auf die Unterhose. „Die auch“, sagte ich streng und wies darauf. Nun wurde sein Gesicht noch einmal sehr rot, und als er sich zögerlich den Slip heruntergestreift hatte, wusste ich auch warum – er war nicht gerade gut bestückt. Als ob es bei einem Mann auf die Schwanzgröße ankommen würde!

Ohne seine Scham zu beachten, gab ich ihm die Anweisung, sich aufs Bett zu legen. Ich hatte mir die seltsame Konstruktion über dem Bett vorhin schon einmal flüchtig angeschaut und mir meine Gedanken dazu gemacht.

Samuel musste sich auf dem Bett auf den Bauch legen. Ich schloss die Lederfesseln um seine Handgelenke und Fußgelenke, und dann schob ich ihm den breiten Lederriemen unter den Bauch, der auf einer Seite herabhing, und befestigte ihn an der freien Kette auf der anderen Seite des Bettes.

Nun trat ich hinter das Bett, denn dort, so vermutete ich, würden die Rollen oben auf dem Bett irgendwo zu einer Art Hebel führen – und ich hatte mich nicht getäuscht. Der Bondagerahmen war tatsächlich als eine Art Flaschenzug aufgebaut.

Ich drehte das Rad, das die Ketten aufwickelte. Zuerst tat sich nur wenig, doch dann strafften sie sich, und ganz langsam hob sich der nackte junge Mann, wurde hochgezogen, bis er nicht mehr auf dem Bett lag, sondern darüber hing.

Immer wieder kontrollierte ich den Abstand seines Körpers zum Bett, denn ich hatte etwas ganz Bestimmtes vor. Dann war es soweit; der Abstand schien mir genau richtig zu sein. Ich arretierte alles und kehrte neben das Bett zurück.


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